Dr. phil. Daniele Ganser
Medienkompetenz ist ein Thema, das Sie häufig ansprechen. Was raten Sie den Menschen bezüglich dieses Themas? Wie sollten sie vorgehen und worauf sollten sie achten?
Daniele Ganser: Ich kann einfach nur allen Menschen raten, dass sie jeweils einen Monat lang ZDF, dann Russia Today, dann BBC und dann CNN schauen. Dann werden sie sehen, dass all diese unterschiedlichen Fernsehsender verschieden berichten. Es gibt ein ganz anderes Weltbild. Das muss man einfach erleben, um es besser zu begreifen. Man kann die Sender auch jeweils eine Woche hintereinander schauen, aber wichtig ist, wirklich mal dranzubleiben. Dann wird man erkennen, dass Nietzsche Recht hat, wenn er sagt: „Alles Sehen ist perspektivisches Sehen.“ Wenn man eine Mehrzahl von Perspektiven hat, bricht man aus diesem Dogma aus, das sagt „Diese Perspektive ist richtig, alles andere ist böse“ – was eigentlich eine idiotische Position ist. Dann hat man einen differenzierten Blick und ist sozusagen in der Informationsrevolution angekommen. Einige haben sogar ihren Fernseher weggegeben, Papierzeitungen abbestellt und informieren sich nur noch online durch aktives Suchen, das ist klug. Natürlich bleibt die Gefahr, dass man in der Datenflut die Orientierung verliert, das kann passieren. Und wie sollte man sich orientieren, wenn man sich in dieser medialen Zerstreutheit wiederfindet?
Man sollte genau hinschauen und sich erinnern: „Achtung vor dem Leben ist zentral!“ Das heißt, man muss sich zuerst moralisch orientieren, sonst ist es unmöglich, die Daten zu bewältigen. Das ist nicht schwierig. Es ist einfach: „Achtung vor dem Leben ist zentral.“ Und dann muss man in einem zweiten Schritt herausfinden: „Welcher Blogger, welcher Fernsehjournalist, welcher Wissenschaftler hilft jetzt dem Frieden, und wer ist ein Kriegstreiber?“ Es gibt ausgezeichnete Journalisten wie einen Seymour Hersh. Auch der Forscher Noam Chomsky, der Journalist Michael Lüders hier in Deutschland oder Mathias Bröckers, das sind alles eindeutig Friedensaktivisten. Es gibt wirklich viele Forscher, Journalisten und Blogger – ich nehme die jetzt alle so zusammen -, die sich für den Frieden einsetzen. Und wenn man die mal gefunden hat, dann muss man das als „Brand“, also als eine Art Marke, sehen.
Die Medienkompetenz besteht dann darin, dass man sagt: „Mich interessiert Syrien.“ Dann schalte ich aber nicht ZDF ein, sondern ich gehe auf Google, gebe Noam Chomsky und Syrien ein, und schau mir dann entweder einen Artikel, ein Interview oder ein YouTube-Video an. Dann habe ich schon einmal eine gewisse Qualität. Das heißt dann nicht, dass Noam Chomsky immer die Wahrheit sagt. Der hat ja nur eine Perspektive. Oder dass ich zu allem die Wahrheit sage, ich habe ja auch nur meine beschränkte Perspektive. Aber wenn man z.B. auch Ulrich Tilgner oder Michael Lüders eingibt, dann ist Qualität garantiert. Und so hat man ein viel besseres Niveau als wenn man nur dem Tagesschau-Sprecher zuhört, das ist eigentlich vorbei. Ich empfehle auch immer wieder alternative Medien wie KenFM, Nachdenkseiten, Deutsche Wirtschaftsnachrichten, Hintergrund und Free21, die sind immer wieder spannend, es lohnt sich da reinzuschauen.
Das war ein Auszug aus einem Interview mit Dr. Daniele Ganser. Das vollständige Gespräch findest Du HIER.
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